Text: Christian Ragger, Fotos: Oliver Stöhr & Christian Ragger (1.12.2014)
Da staunte Dr. Josef Pedarnig, Tierarzt in Lienz, wohl nicht schlecht, als ihm Kinder am 25.11.2014 in der Mienekugel in Lienz einen Sterntaucher auf einem Feld zeigten. Der Sterntaucher (Gavia stellata) zählt zur Familie der Seetaucher und ist Brutvogel im Norden Europas. Außerhalb der Brutzeit hält sich der Sterntaucher gewöhnlich am Meer - auch im nördlichen Mittelmeer - auf. Am Weg in den Süden kann er gelegentlich auf Seen und Flüssen im Alpenraum beobachtet werden. Da der Vogel ausgesprochen gut an das Leben am und im Wasser - der Sterntaucher ist ein hervorragender Taucher - angepasst ist, benötigt er zum "Starten" eine offene Wasserfläche. Daher konnte sich der Sterntaucher in der Mienekugel nicht mehr aus eigener Kraft in die Lüfte erheben. Was den Vogel dazu veranlasst hat, sich auf einem Feld niederzulassen kann nur vermutet werden. Immer wieder verwechseln Vögel feuchte Asphaltflächen aufgrund der auftretenden Spiegelungen mit Wasserflächen. Unter Anleitung des Osttiroler Ornithologen Dr. Dieter Moritz wurde der Vogel gefangen und nach einem Gesundheits-Check am Tristacher See freigelassen.
Dort hält sich der elegante Vogel nun seit mehreren Tagen auf und kann vom aufmerksamen Besucher leicht beobachtet werden. Charakteristisch für den rund 60 cm großen Vogel ist der dolchförmige Schnabel. Der grau-weiße Vogel im Jugendkleid taucht für die Nahrungssuche elegant und in sanftem Bogen ab und kann mehr als eine Minute unter Wasser bleiben. Da er beim Tauchen große Strecken zurücklegt, kommt er mitunter an einer völlig anderen Stelle wieder an die Oberfläche. Aufgrund der großen Fluchtdistanz ist es ratsam, einen Feldstecher oder ein Spektiv zur Beobachtung mitzubringen. Man darf gespannt sein, wie lange der Sterntaucher noch am Tristacher See "Urlaub" machen wird, bevor er sich wieder am Weg in den Süden macht ...
Nachfolgend einige Fotos vom Sterntaucher vom Tristacher See: