Text: Matthias Gattermayr; Foto: Ch. Ragger (4.4.2018)
Am 1. April konnte im Lienzer Talboden eine aus ornithologischer Sicht echte Rarität entdeckt werden: gegen 17.30 Uhr beobachtete M. Gattermayr einen aus den Dolomiten kommenden, hoch fliegenden, großen hellen Greifvogel. Im Fernglas konnte unter sehr guten Beobachtungsbedingungen dieser als Schlangenadler (Circaetus gallicus) identifiziert werden. Und wie es der Zufall wollte, wurde dieses Individuum wenige Augenblicke später zufällig auch von Ch. Ragger in Nußdorf entdeckt und fotografiert. Der (vermutlich?) erste Nachweis dieses sehr seltenen Greifvogels in Osttirol war damit zweifelsfrei dokumentiert.
Schlangenadler sind Zugvögel, die den Winter über südlich der Sahara verbringen. In Europa ist die Art ab ca. März im gesamten Mittelmeeraum anzutreffen. Auch in Osteuropa gibt es tw. gute Bestände. Die Brutvorkommen reichen mittlerweile bis knapp an die österreichische Grenze: im Raum Meran (Südtirol) gibt es seit kurzem einen ersten Brutnachweis. In Österreich ist die Art nur am Durchzug anzutreffen, wobei der Schwerpunkt der gemeldeten Beobachtungen aus Ostösterreich vorliegen. Im Burgenland hielt sich im Sommer 2017 ein Individuum sogar für mehrere Wochen auf. Wie der deutsche Name verrät, ernährt sich dieser mittelgroße Adler (Spannweite bis ca. 180 cm) vorwiegend von Reptilien, die er vom Ansitz oder Rüttelflug erbeutet.
Wenn es im Herbst wieder kühler wird und seine Hauptbeute in die Winterstarre fällt, zieht auch der Schlangenadler wieder Richtung Süden, um im nächsten Jahr am Rückzug (vielleicht) auch wieder in Osttirol vorbeizuschauen…
Schlangenadler im Flug über dem Lienzer Talboden