Text: Matthias Gattermayr, Fotos: Oliver Stöhr (9.11.2016)
Am 6.11.2016 wurden von Annemarie Bachler und Dieter Moritz beim Modellflugplatz in Lienz neun rastende Kraniche auf einem Acker entdeckt. Dank des schlechten Wetters, welches sie am Weiterflug hinderte, konnten diese noch den ganzen Tag von zahlreichen Ornithologen beobachtet und fotografiert werden.
Die neun rastenden Kraniche auf einem Acker beim Modellflugplatz Amlach
Die Verbreitung des Kranichs erstreckt sich von Nordosteuropa über Russland bis nach China. Als Brutgebiete dienen feuchte bis nasse Niederungen und Moore. Das faszinierende an diesen Vögeln ist neben ihrem beeindruckendem, synchronen „Balztanz“ insbesondere der Zug. In teils riesigen Formationen von mehreren Hundert Tieren machen sich Kraniche alljährlich im Spätherbst auf in ihre Winterquartiere, die sich vor allem im Mittelmeerraum und Nordafrika befinden. In Österreich, vor allem im flachen Osten des Landes, legen sie oftmals mehrtägige Rasten ein. Anschließend geht es wieder weiter, vorwiegend Richtung Westen, also nördlich der Alpen nach Frankreich und Spanien, wo bereits zahlreiche Individuen überwintern. Einige Trupps zieht es bereits früher nach Süden. So werden z.B. alljährlich aus dem Villacher Raum Trupps mit bis zu 500 Kranichen beobachtet. Nach Osttirol fliegen allerdings nur mehr kleinere Trupps von meist deutlich weniger als 100 Tieren. Als aktive Flieger, die nicht auf Thermik angewiesen sind, fliegen sie oft auch nachts, wo sie, wenn überhaupt, nur durch Zufall durch ihre charakteristischen Flugrufe auffallen.
Zwei Jungvögel (ohne weiße Kopfflecken) und zwei Altvögel beobachten die menschlichen Beobachter
Die nun in Osttirol entdeckten, rastenden Tiere wurden wahrscheinlich aufgrund des schlechten Wetters zur Landung und Rast gezwungen. Bei den neun Individuen handelte es sich um sieben Altvögel und zwei Jungtiere, die eindeutig an ihrem braunen Hals und der fehlenden, charakteristischen Schwarzweiß-Zeichnung des Halses zu erkennen sind. Kraniche sind deutlich größer als Graureiher, mit denen sie auf den ersten Blick verwechselt werden können und sogar noch etwas größer als Weißstörche. Ihre langen Beine und graues Gefieder und die markante Zeichnung des Halses macht sie insgesamt allerdingsunverwechselbar.
Kraniche in ausreichender Fluchtdistanz zwischen Hundeführer und Fotografen