Text: Christian Ragger & Klemens Loacker; Fotos: Christian Ragger (31.3.2016)
Der Österreichische Naturschutzbund hat den Europäischen Biber (Castor fiber) zum Tier des Jahres 2016 erklärt – und das völlig zu Recht!
Der Europäische Biber war in Europa aufgrund intensiver Verfolgung um 1850 fast ausgerottet. Heute findet man ihn unter anderem wieder in den meisten mitteleuropäischen Staaten, so auch Deutschland und in der Schweiz. Aus Italien sind (noch) keine Nachweise bekannt. Auch in Österreich ist der Biber - unterstützt durch strenge Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungen - wieder heimisch geworden. Ausgehend vom oberösterreichischen Inn und von der Donau im Wiener Raum und der Schweiz hat der Biber in den letzten Jahren Österreich zunehmend wiedererobert.
Auch wenn es selten gelingt, den Biber "live" zu beobachten, so macht sich der Nager vor allem durch seine Bauaktivitäten bemerkbar. Biber fällen Bäume, errichten Dämme und graben Tunnel und erhöhen dadurch in den Flusslandschaften die Biodiversität.
Schon 2015 gelangen mehrfach Bibernachweise im Oberen Drautal (K. Michor mündl.). So war es nur eine Frage der Zeit, bis der Biber auch Osttirol erreichen würde. Am 20.3.2016 konnte Christian Ragger an einer Laue in den Feldern von Nikolsdorf ein vom Biber frisch gefälltes "Bäumchen" entdecken und fotografisch festhalten (siehe Bilder unten). Der Biber hatte sich durch seine nächtliche Tätigkeit verraten! Bei der Nachsuche durch Klemens Loacker am Tag darauf wurden flussab noch mehrere Biberspuren nachgewiesen und auch eine vom Biber angelegte Fluchtröhre entdeckt.
Ein Biber wird rund 18 kg (bis zu 35 kg) schwer und erreicht eine Länge von bis zu 140 cm und ist damit das größte heimische Nagetier. Charakteristisch sind seine orangebraunen, selbst schärfenden, ständig nachwachsenden Schneidezähne. Das Fell des Bibers ist mit bis zu 23.000 Haaren pro cm² sehr dicht und schützt vor Nässe und Auskühlung. Biber werden durchschnittlich 8 Jahre, ausnahmsweise aber sogar über 20 Jahre alt.
Biber ernähren sich im Winterhalbjahr hauptsächlich von Rinde – dazu fällt er mit seinen großen und langen Schneidezähnen Bäume und errichtet sich Nahrungsflösse, ein Wintervorrat aus etlichen Zweigen. Bibereltern leben mit ihren diesjährigen Jungen und auch mit dem Nachwuchs des letzten Jahres gemeinsam in einem Revier. Die Paarung findet im Hochwinter statt. Nach ca. 3 Monaten kommen 2 bis 4 Junge zur Welt. Erwartet die Bibermutter wieder Nachwuchs, so werden die mittlerweile zweijährigen Jungen aus dem Revier vertrieben und müssen sich eigene Reviere suchen. Dabei müssen oft weite Strecken zurückgelegt werden (http://www.wwf.at/de/artenschutzausstellung-biber;http://naturschutzbund.at/natur-des-jahres/tier-des-jahres/tier-leser/items/id-2016-europaeischer-biber-castor-fiber.html).
Dass der Biber durch seine baulichen Aktivitäten (Fällen von Bäumen, Errichten von Dämmen) auch gelegentlich Probleme verursachen und Schäden anrichten kann, ist unbestritten. Aus diesem Grunde ist eine offensive und aktive Informationspolitik seitens der Naturschutzbehörde besonders wichtig. Der Biber ist in allen Bundesländern jagd- bzw. naturschutzrechtlich geschützt und ist eine Art der Anhänge II und IV der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie. Österreich ist damit verpflichtet, den Schutz des Bibers zu gewährleisten.
Es bleibt abzuwarten, ob sich die Bibervorkommen in Osttirol künftig auf einzelne wandernde Individuen beschränken oder ob Osttirol wieder zur Wahlheimat für Biber wird. Aus naturschutzfachlicher Sicht wäre letzteres jedenfalls zu begrüßen und Osttirol wäre wieder um eine wunderbare Tierart reicher!
Literaturempfehlung: Zahner, V., Schmidbauer, M. & Schwab, G. (2005): Der Biber – Die Rückkehr der Burgherren. Überarbeitete 2. Auflage 2009, Buch und Kunstverlag Oberpfalz. Amberg.
Und hier noch die aktuellen Beweisfotos aus dem Raum Nikolsdorf: